An(ge)dacht Gedanken zum Monatsspruch für Oktober 2025
„Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (Lukas 17,21) Diese Worte Jesu aus dem Lukasevangelium sind eine stille Revolution. Sie widersprechen der Vorstellung, dass Gottes Reich erst am Ende der Zeiten, im Himmel oder nach dem Tod beginnt. Jesus sagt: Es ist schon da. Jetzt. Hier. Mitten unter euch.
Viele Menschen verbinden das Reich Gottes mit dem Jenseits – mit einer himmlischen Zukunft, in der alles Leid überwunden ist. Und ja, das ist ein Teil der Verheißung. Aber wenn wir das Reich Gottes nur in der Ferne suchen, übersehen wir, dass es bereits begonnen hat. Jesus selbst bringt es in die Welt – nicht mit Pomp und Macht, sondern durch Nähe, Heilung, Vergebung und Liebe.
Beim Gespräch mit Pilatus, dem römische Befehlshaber, der Jesus am Ende seines Lebens verurteilt, sagt Jesus: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!“ Es ist sicher für die Welt, und wo es in der Welt ist, tut es den Menschen gut, da ist „ein Stück Himmel auf Erden.“
Das Reich Gottes ist dort, wo Gottes Wille geschieht. Wo Menschen sich einander zuwenden. Wo Frieden gestiftet wird. Wo Gerechtigkeit wächst. Es ist nicht an einen Ort gebunden, sondern an eine Haltung, eine Bewegung, eine Beziehung. Es ist wie ein Same, der in der Erde verborgen liegt – unscheinbar, aber voller Leben. Ein Liederdichter sagt es uns: „Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen, wo sie sich verschenken und die Liebe bedenken, wo sie sich verbünden, den Hass überwinden und neu beginnen, ganz neu ... Da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns. (Thomas Laubach im EG+75)
Wenn Jesus sagt: „Mitten unter euch“, dann meint er auch: in euch. In deinem Herzen, in deinem Alltag, in deiner Gemeinde. Das Reich Gottes ist nicht nur eine Hoffnung für morgen, sondern eine Aufgabe für heute. Es will gelebt werden – in kleinen Gesten, im mutigen Einsatz für andere, im Vertrauen darauf, dass Gottes Gegenwart auch im Unscheinbaren wirkt.
Diese Sichtweise verändert unseren Blick: Wir warten nicht nur auf das große Finale, sondern entdecken Gottes Wirken im Hier und Jetzt. In der Begegnung mit dem Fremden. Im Trost für den Traurigen. Im gemeinsamen Gebet. Im Teilen von Brot und Zeit.
Das Reich Gottes ist kein ferner Traum. Es ist eine lebendige Realität, die uns herausfordert und zugleich tröstet. Es ist mitten unter uns – wenn wir es zulassen.
Lassen sie uns dies immer wieder suchen. Augen und Ohren auf. In unserer Gemeinde, im Alltag, an jedem neuen Tag. Bei Regen und bei Sonnenschein.
Ihr Pfr. Christoph Sames